Unsere Reiseroute führt nach einer Überführungsetappe von Baltimore nach Memphis, am Mississippi entlang nach New Orleans. Von dort geht es weiter durch den wilden Westen von Texas, New Mexico und Arizona bis zum Joshua Tree Nationalpark. Anschliessend fahren wir durch die Wüstenlandschaften und die Nationalparks nach Norden bis zum Yellowstone Nationalpark und schließlich wieder nach Osten durch die Graslandschaften von Montana, Wyoming und South Dakota. Zum Abschluß folgt dann wieder eine Überführungsetappe zurück nach Baltimore.
2022-06-24
1800 Kilomter weiter östlich und 3 Tage später, heute morgen die Abgabe des Autos im Hafen: In den letzten Tagen hatten wir das Auto und unser Gepäck schon mal vorbereitet, das heisst Auto waschen, Lebensmittel entsorgen (nicht ganz so strikt wie bei der Einreise, wo wir sogar die Pfeffermühle geleert und gespült hatten), Tank weniger als ¼ gefüllt, Gasflasche geleert und Ventil geöffnet, Alles was im Auto verbleibt gesichert und schlußendlich die Sitze abgedeckt. Heute dann in den Hafen. Spedition war wieder perfekt vorbereitet, ein paar Kopien des Fahrzeugscheins und dann bekam ich die Papiere. Noch kurze Einweisung, was der Zoll alles sehen will und dann war ich auch schon wieder draussen.
Nächster Schritt: in den Hafen kommt man nur mit Begleitung. Beim Escort war ich zwar angemeldet, aber bis jemand mich bei der Spedition abgeholt hat, dauerte es 1 Stunde, 20 Minuten. Im Hafen dann ein bisschen Bürokratie bei den Frachtpapieren und noch zum Zoll. Die kontrollierten das Auto nicht, sondern wollten nur wissen, wo wir denn überall waren, wie es uns gefallen hat etc. Schließlich fehlte nur noch der Einweiser, der uns den Platz zeigen sollte, wo das Auto abgestellt wird, der mir die Schlüssel abnimmt und mir die Quittung und die Frachtpapiere gibt. Leider war da genau Mittagspause. Durfte den Escort also auch fürs Warten in der Sonne bezahlen: von 11.30 bis 13.00 Uhr zu 50 $ die Stunde.
Endlich gings weiter und ich hatte die Papiere in der Hand. Escort drängte auf Aufbruch, da der nächste Kunde wartet, aber ich hab die Papiere nochmal gecheckt: der Name des Schiffes war ein anderer als der, der mir von der Spedition genannt wurde und der Zielhafen Daressalam. Da wurde ich nervös. Nach kurzer Diskussion, ob das denn nicht richtig sein könnte, da das Auto dort ja vielleicht umgeladen werden könnte, meinte der Einweiser, er fragt im Büro nach und der Escort meinte, dann können wir ja fahren. Aber das wollte ich dann doch nicht und hab lieber noch eine halbe Stunde drangehängt, bis alles geklärt war: und jetzt hab ich 2 Sätze von Frachtpapieren: einmal Daressalam und einmal Hamburg. Mal schauen, wo unsere Reise weitergeht?
Admin - 19:55:43 | Kommentar hinzufügen
2022-06-23
Durch die lange Strecke gestern haben wir uns einen Tag in St. Louis „erfahren“. Einst der Verkehrsknotenpunkt und das Tor nach Westen, ist es für uns das Tor zurück in den wesentlich dichter besiedelten Osten.
Der Gateway Arch soll diese Rolle symbolisieren. Man kann diesen knapp 200 Meter hohen Bogen besteigen – bzw. mit dem Aufzug hochfahren. Das ist fast ein Reise in die „Zukunft der 1960er“: Mit maximal 5 Personen sitzt man in einer fensterlosen Kabine, die nur 1,2 Meter tief ist und runde 1,60 Meter im Durchmesser misst und rumpelt auf Schienen, am Seil gezogen nach oben. Das Innere erinnert mit den Plastiksitzschalen und den Lautsprechern hinter vielen kleinen Bohrungen an Raumschiff Orion. Wir hatten zum Glück eine Kabine für uns zu Zweit, sonst hätten wir wohl Beide Platzangst bekommen. Aber so ging es eigentlich ganz gut – und die Aussicht war – trotz der kleinen Fenster oben, großartig.
Und es gab noch ein „nationales Blues Museum“: Das schloss für uns den Kreis mit dem Delta Blues Museum in Clarksdale: Dort waren es mehr ein paar Fotos, einige alte Instrumente und sonstige Andenken an die ersten Musiker, die mit dem Blues, den sie auf den Plantagen und den Veranstaltungshallen gespielt haben, bekannt wurden. Von vielen Musikern, die dort vorgestellt wurden waren noch nicht mal Geburtsdatum oder die Herkunft genau bekannt. Hier in St Louis war es eine Hochglanz – Ausstellung der in Chicago und dann auch landesweit berühmt gewordenen Musiker sowie der Einflüsse, die der Blues auf Rock`n Roll, Jazz und Folk gehabt hat. In Clarksdale (dort durfte man nicht fotografieren – Ihr werdet also weiter oben keine Bilder vom Museum finden) wurde erlebbar, wie die Musik aus afrikanischen Wurzeln, aus Armut, aus Elend und ziemlicher Isolation entstanden ist, in St. Louis wurde gezeigt, welchen Einfluß das auf fast jede moderne Musik hatte. Zwei Seiten der gleichen Musik, die unterschiedlicher nicht sein könnten, einmal die Jahre vor 1920, einmal von 1920 bis heute.
Admin - 13:18:00 | Kommentar hinzufügen
Die Badlands waren unsere letzte geplante Station – von hier aus sind es jetzt 2600 Kilometer bis zum Hafen/Flughafen, der das Auto/uns gen Heimat bringen soll.
Dafür haben wir mit Sicherheitstag, 6 Tage eingeplant. Der erste ging 650 Kilometer durch Prärie. Die Landschaft hat sich den ganzen Tag kaum verändert; die Abstände zwischen den Ranches wurden etwas kleiner, später kam zu den Rinderherden auch mal das ein oder andere bestellte Feld dazu, aber die Weite, das leicht hügelige Grasland blieb. Auch der zweite Tag, dieses mal mit über 800 Kilometer ging so weiter, bis sich auf den letzten 150 Kilometern, die wir entlang des Missouri gefahren sind, immer mehr auch Bäume zwischen die Felder gemischt haben und es ab und an auch ein paar Dörfer gab. Aber im wesentlichen: unendliche Weiten, Leere und zweifarbige Landschaft: blauer Himmel und grünes (jetzt im Frühling halt) Gras.
Admin - 13:16:07 | Kommentar hinzufügen
3 Tage in der Hisega – Lodge, einem B&B in der Nähe von Rapid City. Hier haben wir uns nochmal etwas erholt und die Eindrücke etwas sacken lassen. Die Tage, die wir durch die Verspätung des Schiffes im ersten Drittel der Reise weniger hatten, haben wir jetzt hier mehr. Das erlaubt ein paar Ruhetage – und die brauchen wir auch. Wir haben so viel gesehen, dass der Speicher doch langsam voll ist und wir ein bisschen Ruhe brauchen, um Platz zu schaffen für das, was noch kommt – obwohl das nicht mehr sehr viel ist.
Aber der Badlands-Nationalpark ist für uns ein Muss: Mitten in der Prärie, angrenzend an 2 Reservate ist das eine über 100 Kilometer lange Abbruchkante: Oben Prärie soweit das Auge reicht – skuril erodierte Kante – unten Prärie soweit das Auge reicht. Und neben den bizarren, bunten Felsen immer auch Wildtiere. Natürlich wieder die obligatorischen Bisons. Und egal, dass wir die die letzten 2 Wochen fast täglich gesehen haben, sie sind und bleiben faszinierend. Und sie sind offiziell die Nummer 1 bei der Gefährlichkeit. Alleine im Yellowstone werden im Schnitt 9 Personen pro Jahr durch diese Tiere getötet. Wobei die Schuldfrage da offen ist: die Tiere sehen so träge und friedlich aus, da haben wir Leute gesehen, die bis auf weniger als 5 Meter an die Tiere herangehen und ein Selfie mit Bison machen. Am meisten Aufwand wird bei den Bären getrieben. Wenn da einer gesichtet wird, ist sofort ein Parkranger da, der dafür sorgt, dass die Touristen hier keine Selfies machen sondern brav ihre 50 Meter Abstand halten. Daneben gibt es die Klapperschlangen – vor denen wird hier überall gewarnt. Wir haben unsere Erste heute gesehen – mitten auf der Strasse. Aber das gefährlichste Tier haben wir auch erst heute entdeckt: die Erdmännchen! Ich war von der Aussicht so fasziniert, dass ich in ein von ihnen gegrabenes Loch getreten bin und mir beinahe den Fuss verstaucht hätte.
Admin - 13:13:39 | Kommentar hinzufügen
2022-06-14
Mount Rushmore, Custer state park und Rapid City: die Black hills sind vielfältig. Mitten in der Gegend, die für die Sioux heilig war und deren Besetzung durch weiße Goldsucher der Anlass für den Krieg zwischen US-Armee und Sioux war, wurden die Köpfe von 4 Präsidenten in den Fels gehauen. Die Ironie dahinter interessiert hier Niemanden. Statt dessen Patriotismus pur. Wobei dieser Patriotismus hauptsächlich einer Partei bzw. Person gilt: Wenn wir die Aufschriften auf den T-Shirts in den Andenkenläden anschauen, finden wir ausschließlich republikanische Motive: für das Recht auf Waffenbesitz, gegen das Knien bei der Nationalhymne, etc. Das war auf unserer bisherigen Reise überhaupt auffällig: die öffentlichen, für uns erkennbaren politischen Meinungen waren, sobald wir 50 Kilometer von Baltimore und Washington entfernt waren, ausschließlich Trump-freundlich – und „ausschließlich“ ist hier wörtlich gemeint.
Aber weg von der Politik zum Custer state park: Im Norden noch Mittelgebirge, das an den Schwarzwald erinnert, geht er im Süden über in hügelige Prärie: Grasland, wenige Bäume und viele Bisons. Diese Tiere leben hier wild und bewegen sich ohne Rücksicht auf uns Touristen. So stehen sie hier zum Teil auf der Strasse. Wir gerieten mehrmals mitten in eine Herde hinein, einzelne Tiere streiften an unserem Auto entlang, wir hätten wie durchs offene Fenster streicheln können – was wir nicht getan haben, denn die Tiere zu erschrecken und zu riskieren, dass sie uns Beulen ins Auto hauen, wollten wir dann doch nicht. Aber es ist faszinierend, sie so nah zu sehen. Meistens haben sie den Kopf tief unten und grasen. Die Geräusche dabei gehen von einem Rupfen, über Malmen und Schnauben bis zu einem Grunzen, das wir eher von Schweinen kennen. Junge Männchen trainieren ihre Kampfkraft und versuchen sich gegenseitig mit der Stirn wegzuschieben – wir haben den Tieren stundenlang zugeschaut.
Admin - 22:56:05 | Kommentar hinzufügen
2022-06-11
von Sheridan aus sind wir nach Deadwood. Nicht über die Interstate, sondern über eine Nebenstrecke – immerhin die einzige durchgängig geteerte Nebenstrecke. Auf 100 Meilen, 160 Kilometern kamen wir durch 5 oder 6 kleinere Örtchen. Bei keinem dieser Orte war die am Ortsschild angeschlagene Einwohnerzahl über 200 – bei einem stand tatsächlich nur 16. Die Straße führt durch anfangs engere, später immer weitere und flachere Hügellandschaft, jetzt im Frühling sehr grün aber weitgehend ohne Bäume. Die wachsen nur ab und an am Ufer eines Baches. Rinder, Pferde, ab und auch Schafe und alle paar Kilometer eine Farm. Das ist schon einsam – aber idyllisch: Platz, Weite, heile Welt – aber sicher ein hartes Leben ohne große Freizeitmöglichkeiten: Kino? Einkaufen? Restaurant? Alles 80 Kilometer entfernt.
Erst 10 Kilometer vor Gilette, wo wir wieder die Interstate erreichten, ändert sich alles: zuerst einzelne Ölpumpen, später auch Tagebaugruben für Steinkohle – riesig und doch klein in der Weite. Am Strassenrand Trailer-Siedlungen für die Arbeiter, die mehr Leute beherbergen als all die Städtchen vorher zusammen.
Und schließlich kommen wir in Deadwood an: einst eine Goldgräberstadt, Heimat von Calamity Jane. Vor 30 Jahren an der Grenze zur Geisterstadt, bekam sie die Genehmigung, Spielcasinos zu eröffnen und ist heute eine prosperierende, wohlhabende Stadt: Fassaden erinnern an die alte Gpldgräberstadt, dahinter moderne Automaten.
3 abgegrenzte Gegenden, aber jede scheint zumindest auf den ersten Blick nur von einer einzigen Sache zu leben: Viehzucht, fossile Energie, Tourismus und Glückspiel. Wenn sich da die Geschäftsgrundlagen ändern, ist eine ganze Gegend zum Sterben verurteilt.
Admin - 03:21:08 | Kommentar hinzufügen